Teil 1

 

Mit dem Rad durch Sizilien von Palermo nach Messina

vom 26. April bis zum 8. Mai 2016

 

© Text und Bilder Klaus Goerschel

 

In Memmingen startete die Maschine ca. 14 Uhr, kurz nach einem Unwetter mit Schnee und Graupeln, in Palermo landete sie in der Wärme eines sizilianischen Frühsommers.

Hier mein Anflug auf Palermo am frühen Nachmittag.

 

Zwei Tage vorher hatte ich ein Zimmer in diesem "Stadthotel" nahe der Piazza San Oliva gebucht. Ohne den Taxifahrer hätte ich dieses "Hotel" wohl nie gefunden, denn an der Tür war nur ein leuchtend roten Zettel angebracht mit dem Hinweis: "Zu verkaufen".

 

Nicht weit von meiner Unterkunft, am südöstlichen Ende der Piazza Ruggero Settimo, erhob sich in kühler Pracht das neoklassisistische, teilweise dem Stil von Bauten aus Pompeji nachempfundene Teatro Politeama Garibaldi. Ein Triumphbogen mit Quadriga als Eingang zu einem Theater erschien mir dann doch ungewöhlich pathetisch. Ich denke man hat Guiseppe Garibaldi, der im Jahre 1860 in Sizilien bei Palermo mit einem kleinen Heer von 1000 Mann landete, um mit Nachdruck der Idee eines geeinten Italiens zum Durchbruch zu verhelfen, ein bedeutendes Andenken bewahren wollen.

 

Ich bummelte durch die Altstadt von Palermo, als ich dieses Straßencafe auf der Piazza San Domenico entdeckte. Hier genoss ich die sommerliche Wärme und den herrlichen Blick auf die barocke Fassade der Kirche, San Domenico, einem Renaissance Bau des Domenikanerordens.

 

Vor dem Rathaus der Stadt Palermo (rechts) stieß ich auf diesen mit vielen Nymphen und Flussgöttern ausgestatteten Brunnen aus den Jahren 1554-1555. Es war die Fontana Pretoria, deren eigenwillige künstlerische Ästhetik auf mich sofort einen großen Reiz ausübte. Die Figuren waren nackt, aber keinesfalls nur schön, was wohl auch dazu geführt haben könnte, dass die katholischen Einwohner von Palermo ehemals in diesem Brunnen eher ein Denkmal der Schande sahen.

 

Auch das ist Palermo. Einer der vielen kleinen engen Gassen abseits der monumentalen Kirchen und Paläste, wo noch wirklich gewohnt wird.

 

Als ich auf der Via Vittorio Emanuele von Osten her auf die Kreuzung mit der Via Maqueda zulief fiel, mir erst im letzten Moment auf, dass die vier Kanten der Paläste dieser Straßenkreuzung durch vier nach innen geschwungenen Fassaden ersetzt waren. Die Symmetrie war frappierend, aber bei genauem Hinschauen sah ich, dass jede Fassade gleich aufgebaut war. In den Sockelnischen die Brunnen mit den Darstellungen der vier jJahreszeiten, im mittleren Bereich die Statuen der spanischen Könige, u.a. wie ich später nachlas Karl V. und Philipp II. im oberen Bereich die Schutzheiligen der Stadt Palermo, alles schön mit Säulen verziert. Ein Kleinod barocker Kunst im Herzen Palermos und so ganz im Stillen fragte ich mich, ob bei dieser Kunstentfaltung an trivialem Ort auch ein politisches Motiv ausschlaggebend war.

 

Im Viertel Albergheria gibt es noch die zur Straße offenen Werkstätten mit Feuer und Amboss. Es erinnert doch stark an vom Islam geprägte Straßenbilder aus der Zeit der sarazenischen Herrschaft in Sizilien.

 

Das ist wohl auch eines der berühmtesten Monumente Palermos aus normannischer Zeit, die Kirche San Giovanni degli Eremiti. Sie wurde von Rogor II. 1132 über einer arabischen Moschee errichtet. Die roten Kuppeln weisen darauf noch heute hin.

 

Eigentlich fand ich das Äußere dieses Bauwerkes nicht besonders anziehend, doch als mich ein unwiderstehlicher Strom von Menschen in das Innere hineinzog, war ich überwältigt von der Schönheit der arabische Säulen, Bögen und Mosaiken, wie ich sie nur in der Alhambra in Granada erlebt hatte.

 

Das ist die Fassade der zentralen Eisenbahnstation fotografiert aus dem kleinen Park der Piazza Giulio Cesare.

 

 

Das ist der Westteil der berühmten Kathedrale von Palermo. Im Gesamteindruck erinnerte mich das Bauwerk an ein normannisches Schloss, das aber viele Elemente der Gotik und des Klassisismus aufwies. Beispielsweise der arkadenüberdachte Portikus mit den feinen Übergänge der Säulen in die Bögen war spätgotisch. Türme und Zinnen strahlten etwas nordisch wehrhaftes aus.

 

 

 

Da in dieser Kathedrale die Gebeine der deutschen Könige und Kaiser Heinrich VI. ein Sohn Barbarossas und Friedrich II. Sohn von Heinrich, aufgebahrt liegen, ist diese Kirche für alle, die sich für deutsche Geschichte intersssieren, ein Ort des besonderen Gedenkens. Hier der Sarkophag Friedrichs II. Er wurde 1220 in Rom zum deutschen Kaiser und König von Neapel und Sizilien gekrönt. Unter seiner Herrschaft, erlebte die Insel eine Blüte, für die ihm auch heute noch von den Sizilianern viel Achtung und Ehre entgegen gebracht wird.

 

 

Der burgähnliche Normannenpalast mit gotischen Fensterbögen und einer wehrhaften Mauer.

Am 28. April verließ ich schweren Herzens Palermo. Durch diese Tor radelte ich aus der Altstadt, um auf der SS 624 die Südküste Siziliens zu erreichen.

Noch einmal kurzer Stopp an einer Tankstelle. Mein Fahrrad war gut beladen, denn ich führte ein Zelt mit Schlafausrüstung, eine kleine Küche für den Notfall mit Gaskocher und Pfanne, sowie Ausgehkleidung, Wechselwäsche und Persönliches mit mir. Natürlich fehlte nicht der Fotoapparat, verstaut in der Lenkertasche, die Landkarten und das Reise-Tagebuch. Auf Vorder-Radtaschen hatte ich aus Gründer der bequemeren Lenkung verzichtet. Mein Fahrrad allen wog 16 kg und das Gepäck ca.24 kg. Dazu trug ich noch einen Rucksack mit 4 bis 6 kg für die schnell erreichbaren Dinge, z.B. dem Reparatur-Set und dem täglichen Nahrungs-Einkauf. Zwei Wasserflaschen von 1,5 kg in der Halterung rundeten meine Ausrüstung ab.

 

Von Palermo auf Mereshöhe ging es dann auf der SS 186 hinauf nach Monreale. Weil es zu regnen drohte, hatte ich auf einen Besuch der normannische Kathedrale verzichtet, was ich heute sehr bedaure. Es ging fast 1000 m bergauf nach Pioppo. Ich musste oft absteigen und schieben. Ja, Sizilien ist ein mittleres Bergland, das sollte der Radfahrer mit Gepäck beachten. Was ich mir aber im sommerlichen Palermo kaum vorstellen konnte trat hier ein: es regnete.

Die dunklen, schweren Regenwolken in den Bergen von Mazaro hatten Symbolkraft. Hier ein im Gefolge der Bodenreform 1946 verlassener Gutshof einer Latifundie. Leider war die Wirkung dieser Reform nur von kurzer Dauer und milderte nicht die Armut in den ländlichen Regionen Siziliens

 

Durch Arrondierungen der landwirtschaftlichen Nutzflächen entstand wieder eine großbäuerliche Wirtschaft mit großen Höfen, die auf den Kuppen der Berge angelegt wurden. Durch die hohe Automatisierung der Landkulturen, sowie die billigen Arbeitskräfte illegaler Einwanderer fanden viele Sizilianer auf dem Land kein Auskommen mehr und emigrierten nach Nordeuropa und in die USA.

 

Es war schon spät am Abend und ich hatte nach 60 km Fahrt auf der gut asphaltierten Landstraße SS 624 weder ein Albergo noch einen Campingplatz gefunden. Glücklicherweise fand ich in der Nähe zu Margherita dieses kleine Waldstück, um wild zu campen.

 

Ursprünglich wollte ich auf kürzestem Weg an die Südküste Siziliens nach Sciacca. Aber nachdem ich die großartigen Zeugnisse der historischen Vergangenheit Palermos gesehen hatte, zog es mich zu der ehemaligen griechischen Polis Selinunt. Sie wurde im 7.Jahrhundert vor Christus von dorischen Griechen gegründet. Die Gegend war berühmt für ihre fruchtbaren Böden, auf denen vor allem Weizen angebaut wurde. Die Stadt kam zu Reichtum, der sich in vielen Tempelbauten manifestierte. In neuerer Zeit wurden die gefundenen Überreste restauriert und wieder aufgebaut.

 

Hier im Schatten einer großen Pinie vesperte ich in aller Ruhe im Angesicht dieses gewaltigen Tempels, der wahrscheinlich der Göttin Hera geweiht war. Die Karthagern nutzten diesen Tempel für ihren eignen Kult, bis schließlich die Römer im Ersten Punischen Krieg 255 v Cr. Selinunt zerstörten und die Stadt damit aufhörte zu existieren.

 

Mein Campingplatz in Selinunte. Touristisch war ich in der Vorsaison unterwegs, sodass ich beispielsweise auf diesem Platz, der einzige Gast war. Wahrzeichen dieses mit Pinien bewachsenen Areals war der 40 Jahre alte blaue VW "Bulli", hinten links.

 

Auf meiner Fahrt lernte ich Vincenzo kennen, der mir einen schönen Küstenweg zeigte und mich bis Sciacca begleitete.

 

Sciacca in brütender Mittagshitze. Leider musste ich in dieser Hitze auf der vielbefahrenen SS 115 radeln.

 

 

Die Sonnenglut, der dichte Verkehr und die relativ schmale Straße machten mich hungrig. Da kam dieser Straßenverkauf von Orangen gerade recht. Aber er hatte recht. Ohne mit mir zu sprechen, schälte er eine Orange und reichte sie mir mit den Worten: "Good for energy." So lecker hat mir noch nie eine Orange geschmeckt und ich kaufte ihm gleich einen ganzen Beutel ab.

 

Am späten Mittag betrat ich von Süden her die archäologischen Stätten von Agrigent. Als ich an den Resten des Dioskurentempels stand, konnte ich die heutige Stadt Agrigento von einer Berganhöhe herüber leuchten sehen. Heute wird das Areal auf dem die Tempel stehen "Tal der Tempel" genannt. Auf diesem Plateau, das nach drei Seiten steil abfällt, wurde 582 v.Chr. die griechische Stadt Akragas gegründet. Nach der Schlacht bei Himera 483 v.Chr. gewann Akragas an Bedeutung und wurde nach Syrakus die zweitwichtigste Stadt Siziliens. Schon vom Meer aus waren die Tempel, als Zeichen neuen Reichtums zu sehen. Für Johann Wolfgang von Goethe, italienische Reise und Gottfried Seume, Spaziergang nach Syrakus 1802, waren die Tempel von Agrigent ein Schwerpunkt ihrer Bildungsreise.

 

Ich wanderte dann bis zum Heratempel am nordöstlichen Ende des Siedlungsplateaus, um von hier aus einen Blick auf den Concordia Tempel und seine Lage zur fruchtbaren Küstenebene zu haben. Dieser Tempel zählt neben dem Poseidontempel in Paestum und dem Theseion in Athen zu den besterhaltenen Tempeln der Antike. Er wurde 440 bis 430 v. Chr. errichtet und gehört heute zum Weltkulturerbe.

 

In der Umgebung der heutigen Tempelanlage wachsen neben dem üblichen Dornenbüschen, Ölbäume und Kakteen.

 

In der Nähe des Concordia Tempels fühlte ich so etwas wie erhabene Ruhe in mir. Die Anstrengungen des heutigen Tages waren vergessen. Die heutige Zeit war mir im Angesicht der vergangenen Jahrtausende wie ein kleiner Flügelschlag vorgekommen..

 

Wilde Küste in der Nähe vom Kap Soprano.

Einsames Camping direkt am Meer. Nach einem Tag voller Erlebnisse, stundenlangen Besichtigungen und mehr als 100 km im Sattel tat mir die abendliche Ruhe in der Natur außerordentlich gut. Ich hatte schon im Laufe des Tages für das Abendessen und Frühstück eingekauft: Brot, rote Bohnen in der Dose, Steak, eine große Flasche Bier (0,66 l), haltbare Milch, Müsli, Obst, Saft, Käse und Salami und auch ein süßes Kuchenstück. Nach dem Abendessen hieß es noch Tagebuch führen und dann genoss ich den funkelnden Sternenhimmel und das Rauschen des Meeres. Fast meinte ich, die Nähe Afrikas zu spüren.

 

Am nächsten Tag war ein kräftiger Wind von Südwest aufgekommen und trieb die Wellen hoch den Strand hinauf.

Im Laufe des Tages fingen die Elemente zu wüten an und eine starke Brandung krachte gegen die Dünen..

 

Je stärker der Wind wurde, desto gleißender strahlte die Sonne.

 

Ein kleiner Spaziergang um die Mittagszeit durch dieses menschenleere Dorf.

Das ist Pachino, eine typische sizilianische Kleinstadt. Eile kennt man hier nicht. Die Männer stehen herum oder sitzen im Schatten der Bäume.

 

Ein ganz besonderer Abend: Conchetto (ganz links) hat mich eingeladen Gast seiner Familie zu sein. Obwohl ich italienisch nur radebrechen konnte und ab und zu meine spanischen Brocken zu Hilfe nahm, und Conchetto nur in seinem sizilianischen Dialekt zu Hause war, verstanden wir uns prächtig. Ein befreundetes Ehepaar war auch noch eingeladen und dieser kannte immerhin ein paar französische Wörter, sodass wir uns ausgiebig über Mussolini, die Deutschen und den Krieg unterhalten konnten. Die Gastgeberin (ganz rechts) servierte eine Lassagne mit gebratenen Fischen dazu gab es selbst eingelegte Oliven und Rotwein. Es hat ganz lecker geschmeckt und ich war tief gerührt. Nochmals lieber Conchetto einen herzlichen Dank an dich und deine Frau. Für das nächste mal werde ich mich mehr um die italienische Sprache bemühen.

 

Wo es nur ging vermied ich es, auf den großen Straßen zu fahren. Die kleinen Wege entlang der Küste waren nicht nur viel schöner, sondern auch weniger von Lastautos befahren. So radelte ich schließlich Richtung Porto Palo auf das Kap Passero zu.

 

Hier ein Bild von mir vor dem Capo di Passero, dem südlichsten Punkt Siziliens.

 

Nun fuhr ich nahe der Küste auf einer wenig befahrenen Straße nach Norden. Hier ist die Stadt Noto in Sicht. Auf den Campingplätzen war mir schon viel von Noto und seinem unglaublichen Reichtum von barocken Gebäuden erzählt worden und so nahm ich mir vor, diese Stadt, die ich nur durch mühseliges Bergaufschieben erreichen konnte, zu besuchen.

Die antike Stadt Noto wurde im Jahre 1693 durch ein verheerendes Erdbeben vollständig zerstört. Ab 1703 wurde die neue Stadt Noto 6 km südöstlich von der alten im Stile des sizilianischen Barocks neu aufgebaut. Hier stehe ich vor der Katedrale von Noto und gleich werde ich die breite Treppe, die dieser Katedrale eine transzendente Überhöhung verschafft, in aller Innigkeit hinauf steigen.

Als ich die Stufen erklommen hatte und vor der Kathedrale stand, schaute ich auf die einschiffige Benediktiner-Kirche San Salvatore.

 

Die Kirche des heiligen Franziskus von Assisi. Natürlich war das noch nicht das Ende der Prachtentfaltung von Noto. Heute leben hier die Menschen vom Tourismus und der umgebenden Landwirtschaft.

 

 

Nach Noto ging es bergab zur Küste. Schon gleich hinter Avola fand ich diesen gepflegten Campingplatz.

 

Hier lernte ich das sympatische Paar Marlies und Hans-Jörg kennen, die mit ihrem Wohnmobil auf großer Tour durch Italien waren. Bis in die Nacht unterhielten wir uns anregend über Länder, Reisen und Wohnmobile.

 

Auf geraden Straßen und schönstem Sonnenschein kam ich schnell voran, sodass ich noch vor Mittag Syrakus erreichte. Da der Kern der Altstadt auf einer Insel liegt, steuerte ich sofort die Brücke Ponte Nuovo an. Hier ergriff mich das erhabene Gefühl endlich angekommen zu sein, an dem Ort, der mich schon in meiner Schulzeit so stark interessiert hatte. Nun stand ich hier unter strahlend blauem Himmel und konnte es kaum fassen, dass ich nun endlich an dem Ort war, der in meiner Schulzeit meine Phantasie so mächtig beschäftigt hatte.

 

735 v.Chr. gründeten griechische Siedler aus Korinth die Kolonie Syrakus. Es war ein glücklicher Moment der Geschichte, denn die Siedlung wuchs rasch und sicherte sich schon bald die Vormachstellung in Ostsizilien. Ja, Syrakus konnte sich sogar im Peloponesischen Krieg gegen Athen und damit gegen den Attischen Seebund erfolgreich wehren. Allein gegen die Karthager bezog die Stadt eine Niederlage. Aber 212 wurde sie nach längerer Belagerung von den Römern erobert und zur Residenz ihrer Statthalter gemacht.

Hier die Überreste des alten Apollo Tempels, des ältesten dorischen Peripteros Siziliens.

 

Ein Brunnen zu Ehren des großen Mathematikers und Ingenieurgenies Archimedes. Er wurde nach der Niederwerfung der Stadt durch die Römer von einem Soldaten erschlagen.

 

Nach der siegreichen Schlacht bei Himera gegen die Karthager, 480 v.Chr. bauten die Syrakuser unter Gelon und Hieron II einen Sieges-Tempel, den sie der Göttin Athena weihten. Im 7. Jahrhundert nach Chr. wurde der Tempel in eine christliche Kirche zu Ehren der JUngfrau Maria umgebaut. Seitdem beherrscht der Dom in strahlendem Weiß die großzügige Piazza Duomo.

 

Ich ließ es mir nicht nehmen, den Dom auch im Innern anzuschauen. Hier sind noch die Säulen des Athena Tempels zu sehen. Sie wurden für die Umwandlung des Tempels in eine Kirche mit Steinmauern verbunden.

 

In den Rundbögen beim Übergang vom Innenschiff zum Seitenschiff hängen Leuchter, die mich stark an die Nordlandkronen der Wikinger erinnerten. So etwas hatte ich auch schon in Bergen gesehen.

 

 

 

Das griechische Dionysos Theater wurde 470 v.Chr. von Hieron I. erbaut und galt als das größte der Antike. Zur Zeit wird das Theater renoviert und man kann nur hoffen, dass die Patina des Altertümlichen, nicht durch nagelneue Bankreihen verloren geht.

So sieht ein Stein aus, der 2500 Jahre Wind und Wetter ausgesetzt war.

 

Zitronen im angeschlossenen Paradiesgarten.

 

Auch in der historienbeladenen Altstadt von Syrakus wird noch ganz normal gewohnt.

 

Die Südseite der Insel Ortygia, worauf die antike Stadt Syrakusa gegründet wurde. Das wunderbar klare Wasser war eine echte Verlockung für mich, ein Bad zu nehmen.

Doch ich musste für heute noch einen Campingplatz finden und dazu musste ich mindestens Augusta ansteuern. Es zeigte sich dann, dass der Campingplatz noch geschlossen war. Auch ein Albergo existierte nicht. So entschloss ich mich, einen Platz ausfindig zu machen,wo ich wilde campen konnte. Das Glück half mir und ich verbrachte eine ruhige Nacht.

 

Catania, nach Palermo die zweitgrößte Stadt Siziliens, ist die Metropole der bedeutendsten Wirtschaftsregion Siziliens. Ein überregionaler Flughafen bindet Sizilien an viele europäische Länder an. Unternehmen der Halbleiter-, Kunststoff- und Lebensmittelindustrie, der Landwirtschaft und des Tourismus sind in der Region Catania angesiedelt.

Ich wusste, dass die Altstadt nach einem Vulkanausbruch Ende des 17. Jahrhunderts im Stil des Sizilianischen Barocks wieder aufgebaut wurde. Deshalb galt mein Interesse diesmal "nur" einer Burganlage Friedrichs II.

 

Es ist das Castell Ursino, das im Auftrag von Kaiser Friedrich II. auf den Grundmauern einer normannischen Befestigungsanlage erbaut wurde. Ursprünglich wurde die Burg hoch auf einer Meeresklippe errichtet, aber bei einem Ausbruch des Ätna im 17. Jahrhundert umgaben Lavaströmen die Burg. Nun steht sie 500 m landeinwärts. In diesem Kastell wurde Friedrich II. zum König von Sizilien ernannt.

 

Auf dem Campingplatz Mokambo erzählte mir Wilfried von seinem schweren Schicksal.

Die kleine Küstenstadt Giardini Naxos profitiert von der Nähe zu der berühmten Bergstadt Taormina. Von hier aus sah ich oben in den Bergen eine kleine Siedlung wie ein Adlernest am Hang des Monte Tauro. Wie ich da oben hingelangen sollte war mir ein Rätsel. Also suchte ich einen gangbaren Aufstieg. Ich fand eine Straße schmal und steil, auf der ich mein Fahrad 200 m in die Höhe schieben musste.

Das Städtchen Taormina entwickelte sich dank der malerischen Aussicht auf die Küste ebenso wie auf den Ätna, aber auch wegen der milden Winter und der vielen Sehenswürdigkeiten zu einem der bevorzugten Reiseziele Italiens. Dass sich hier Menschen ansiedelten, muss wohl schon in allerfrühesten Zeit geschehen sein. Die hervorragende Lage Taorminas sorgte im Laufe der Geschichte immer wieder dafür, dass das Bergdorf Belagerungen besonders lange durchstehen konnte. Aber letztlich mussten sich die Taorminer immer den jeweiligen Herrschaftsverhältnissen beugen, sei es den Griechen von Syrakus, den Römern, den Arabern, den Normannen, den Stauffern, den Franzosen oder den spanischen Habsburgern. Von dem ist heute nur noch wenig zu spüren, weil der Massentourismus hier für einen Wohlstandes sorgt, der der ganzen Region zugute kommt.

 

Schade nur, dass sich eine dicke Wolkendecke gebildet hatte, so war mir die Sicht auf den Ätna versperrt.

 

Der Dom San Nicolo, auch Festungskathedrale genannt, wurde im 15. Jahrhundert gebaut. Der barocke Brunnen trägt an seiner Spitze eine centaurenähnliche Figur, die das Wahrzeichen Taorminas symbolisiert. Es mag wohl an der dunklen Wolkendecke gelegen haben, dass mir im Gegensatz zu der wunderschönen Lage und Sicht, die Stadt selbst, nicht mehr so heiter und leicht vorkam, wie ich es mir ursprünglich vorgestellt hatte

Auf die Ruinen eines normannischen Kastells zu. Steiler Aufstieg vor dem Dörfchen Forza D`Agro.

 

Diese schöne Sicht auf San Teresa di Riva und die malerische Bergkette, war für mich so etwas wie ein kleiner Trost für die mäßige Sicht, die ich von Taormina auf die Küste hatte.

 

Ein Blick zurück auf das Kap, das die Ruinen der Normannenburg trägt.

Bis Messina hatte ich noch 36 km Küstenstraße vor mir. Eine leichte Südwestbrise schob mich ein wenig voran. Ich wusste, dass ich kurz nach Mittag die Stadt Messina erreichen konnte. Ich wusste aber noch nicht, ob ich nun an der Nordküste Siziliens weiter bis Palermo fahren oder nach Kalabrien übersetzen sollte und dort an der Küste Richtung Pompeji, Neapel weiter zu radeln. Ich schob die Entscheidung auf bis Messina.

 

Mittags 1 Uhr radelte ich bei wunderbar milden Temperaturen in die Stadt Messina ein. Überraschenderweise waren nur wenige Autos auf den Straßen und so kam ich auf den breiten boulvardähnlichen Alleen schnell und sicher voran. Ich suchte sofort eine Bank oder eine kleine Mauer wo ich mir in aller Ruhe einige Brötchen belegen und essen konnte. Besonders freute ich mich über eine Cola, die noch gut kühl war und von der ich hoffte, dass sie mich erfrischen würde. Ach ja und dann musste ich mich ja noch entscheiden in welcher Richtung ich meine Radtour fortsetzen wollte.

Das ist das Rathaus und im Hintergrund die Kuppel des Sacrario di Christo Re.

 

Auf dem steilen Weg zum Sacrario di Christo Re.

 

Das Santuario di Montalto

 

 

Die Straße von Messina gesehen vom Belvedere Pier Paolo Pasolini. Diese Wasserstraße trennt die Insel Sizilien vom italienischen Festland. Sie ist 8 km breit und auf Grund der Wind- und Strömungsverhältnisse sowie der aufragenden Berge an beiden Küsten oft schwierig zu durchfahren. Geologisch verläuft hier die sogenannte Messina-Verwerfung, die Nahtstelle der Verschiebung der Kontinentalplatte gegen die eurasischen Platte.

Hier auf der Höhe entschied ich mich, meine Radtour auf dem italienischen Festland fortzusetzen. Knapp 20 Minuten brauchte die Fähre von Messina nach San Giovanni in Kalabrien. Einziger Unsicherheitspunkt: Von Campingplätzen habe ich in dem nahen Küstenabschnitt in Kalabrien nichts gesehen.